Wetterarchiv Behrendorf

Hinweis: ab 1. Januar 2023 erfolgt die Aktualisierung der WsWin-Wetterdaten aus Behrendorf nur noch am 1., am 11. und 21. eines Monats. Aktuelle Daten gibt es unter https://wischewetter.info.

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Aktuelle Warnlage

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Wissenschaft kompakt


Massenbleiche am Great Barrier Reef wird stark von lokalen 
Wetterbedingungen beeinflusst



Das UNESCO-Weltnaturerbe Great Barrier Reef ist von einer massiven 
Korallenbleiche bedroht - nicht zuletzt durch den globalen 
Klimawandel. Australische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass 
vor allem lokale Wetterbedingungen einen großen Einfluss auf die 
Korallenbleiche im Jahr 2022 hatten. 



Das Great Barrier Reef vor der Küste von Queensland/Australien gehört
seit über vier Jahrzehnten zum Weltnaturerbe. Seit etlichen Jahren 
ist es von wiederkehrenden Korallenbleichen bedroht. In den letzten 
acht Jahren kam es zu fünf massiven Bleichen, bei denen ein Großteil 
der Korallen zerstört wurde. Solche großflächigen Bleichen treten 
während mariner Hitzewellen auf, wenn die Wassertemperatur stark 
steigt. Allein aufgrund des Klimawandels werden Korallenbleichen 
immer häufiger beobachtet. Darüber hinaus beeinflussen aber auch 
großskalige synoptische Prozesse die lokal vorherrschende 
Meteorologie, die sich wiederum auf die Wassertemperatur auswirkt. 
Forschende aus Australien sind diesen Zusammenhängen auf den Grund 
gegangen. Anhand von Daten der Station am Davies Reef im Great 
Barrier Reef untersuchten sie eine marine Hitzewelle mit 
Korallenbleiche im Jahr 2022 im Hinblick auf die lokalen 
Wetterbedingungen und die ihr zugrundeliegende Synoptik. 

Das Wetter am Great Barrier Reef wird durch die vorherrschenden 
Passatwinde bestimmt. Auf der Südhalbkugel sind dies beständige Winde
aus südöstlichen Richtungen. Meist herrscht auch eine Inversion vor, 
die die Bildung von hochreichenden Cumuluswolken unterbindet. Im 
australischen Winter sind die Passatwinde besonders stark ausgeprägt.
Rückt der südhemisphärische Sommer näher, verlagern sich die 
subtropische Hochdruckzone und die innertropische Konvergenzzone 
(ITCZ) südwärts, der australische Monsun setzt ein und beeinflusst 
das Wetter in Nordaustralien bis hin zum Great Barrier Reef. Dies 
wirkt sich unter anderem auf die Passatwinde aus, die im Sommer meist
schwach sind, häufig durch tropische Konvektion unterbrochen werden 
oder sich sogar vorübergehend ganz abschwächen. 

Bislang war bekannt, dass kleine Veränderungen der lokalen 
Wetterbedingungen (Wind, Bedeckung, Feuchte, Lufttemperatur) zu einer
Zu- oder Abnahme der Wassertemperatur führen. Die Bewölkung wirkt 
sich auf die kurzwellige und langwellige Strahlung aus; die 
Bodenwinde, die Lufttemperatur und die relative Feuchte wiederum auf 
die turbulenten Flüsse, das heißt den sensiblen und latenten 
Wärmestrom über der Meeresoberfläche. All dies sind Parameter, die 
mit einer Abkühlung oder Erwärmung des Wassers einhergehen. Bei 
wolkenlosem Himmel sorgt ein beständiger, kräftiger Südostpassat 
hauptsächlich für eine Abkühlung der flachen Gewässer am Great 
Barrier Reef. Hier ist das Stichwort Verdunstungsabkühlung durch 
Freiwerden latenter Wärme zu nennen. Während Perioden mit geringer 
Bedeckung und schwachen Winden werden jedoch viele der 
Abkühlungsmechanismen des Ozeans gebremst. So können sich die oberen 
Wasserschichten am Riff schnell sehr stark aufheizen und einen für 
eine Korallenbleiche kritischen Wert überschreiten. Dies wurde auch 
bei der marinen Hitzewelle 2022 beobachtet.

Eine weitere Entdeckung der Wissenschaftler war der Einfluss der 
übergeordneten Synoptik auf das lokal vorherrschende Wetter. 
Letztlich läuft alles wiederum auf die Passatwinde hinaus: 
Festgestellt wurde, dass dem Zusammenbruch der Passatwinde meist ein 
antizyklonales Rossby-Wellenbrechen mit der Ausbildung eines 
Kaltlufttropfens vorausging oder während der Hitzeperiode 
vorherrschte. Um dies in einfachen Worten kurz zusammenzufassen: In 
der Troposphäre, der wetterbestimmenden Atmosphärenschicht, findet 
auf natürliche Weise ein kontinuierlicher Energieausgleich durch 
Rossby-Wellen statt. Das letzte Stadium im Lebenszyklus dieser 
baroklinen atmosphärischen Störungen kann das Brechen dieser sein. 
Dies mündet nicht selten in einem Abtropfprozess oder einer 
Blockierungslage. 

Der erwähnte Kaltlufttropfen unterdrückte die Passatwinde über dem 
Meer und führte gleichzeitig trockene Festlandsluft heran, wodurch es
zu einer mehrtägigen Phase der Erwärmung des Oberflächenwassers kam. 
Nach Abzug des Kaltlufttropfens stellte sich an der australischen 
Küste wieder Hochdruckeinfluss mit den beständigen Passatwinden ein. 
Diese bauten sich sogar stärker auf als zuvor, sodass die 
Abkühlungsmechanismen des Wassers sehr rasch wieder greifen konnten 
und die marine Hitzewelle schnell zum Erliegen kam.

Überraschend für die Forschenden war auch, dass eine Korallenbleiche 
auftrat, obwohl 2022 ein La Niña-Jahr war. La Niña geht vor der 
australischen Ostküste üblicherweise mit viel Bewölkung, 
Niederschlägen und niedrigeren Wassertemperaturen einher. Bisher 
traten Korallenbleichen nur während einer neutralen ENSO-Phase oder 
in einem El Niño-Jahr auf, wenn es untypisch geringe Bedeckung, wenig
Niederschläge und viel Einstrahlung gab, sodass sich das 
Oberflächenwasser schnell erwärmen konnte. Die Wissenschaftler 
schlossen daraus, dass eine Korallenbleiche eher von der lokalen 
Meteorologie als von der ENSO-Phase abhängt.

Die analysierten Zusammenhänge beziehen sich nur auf eine marine 
Hitzewelle mit Korallenbleiche an einem Ort im Great Barrier Reef. Ob
die Erkenntnisse allgemeingültig sind, muss in weiteren Studien 
untersucht werden.  


Dipl.-Met. Julia Tuschy  

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 17.01.2025

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